Beobachten wir heute den Ritus des Junggesellenabschieds, fragt man sich oft, was aus unserer Gesellschaft geworden ist. Da ist ein Haufen junger Männer, die sich betrinken und so tun, als hätten sie keinerlei Verpflichtungen.
Da schießt einem schnell mal der Satz „Früher war alles besser!“ durch den Kopf. Denkste!
Setzen wir uns mal in eine Zeitmaschine, reisen zurück ins Jahr 800 bevor der kleine Jesus geboren wurde und werfen einen Blick auf Sparta. Was sehen wir? Genau. Einen Haufen junger Männer, die sich betrinken und so tun, als hätten sie keine Verpflichtungen.
Junggesellenabschied im Wandel der Zeit
Gut, um fair zu sein: Ganz so schlimm ist es weder heute noch war es das im antiken Griechenland.
Ursprünglich war der Junggesellenabschied die Vorbereitung auf die Ehe. Die Freunde des künftigen Ehemannes bereiteten ihn auf die kommenden Aufgaben vor und der Vater der Braut prüfte das gelernte dann aufs Genauste.
So handhabten es später auch die Lords im alten England, bei denen der Junggesellenabend jedoch etwas zeremonieller, mit vielen Reden – aber vermutlich auch dem ein oder anderen Wein – abgehalten wurde. Im Mittelpunkt stand immer die Frage: „Bist du gut genug für meine Tochter?“
Der Junggesellenabschied heute
Dieser Punkt hat sich heute definitiv geändert. Es wird jetzt vielmehr die „Letzte Nacht in Freiheit“ genutzt, um nochmal vollkommen ungestraft sämtliche Vorzüge des Junggesellenlebens auszukosten. Die Schwiegereltern in Spe sind zu diesem Termin im Normalfall nicht eingeladen (und seien wir ehrlich, das ist auch meistens besser so!).
Der JGA in seiner heutigen Form wurde von England nach (wie hätte es anders sein sollen) Amerika verschifft, wo er seine kleinen Extras (Bauchladen, Aufgaben, etc.) bekam und so gut gewappnet seinen Feldzug durch die ganze Welt begann.
Der Junggesellenabschied in Deutschland
In Deutschland ersetzt er mittlerweile oft den Polterabend, an dem am Vortag der Hochzeit Porzellan auf der Straße zerschlagen wird um böse Geister zu vertreiben.
Auch vor der Emanzipation hat er nicht halt gemacht. Es gibt mittlerweile fast genauso viele „Hen Partys“ wie „Stag Dos“.
Zusammentreffen sollten die Brautleute bei dieser Tour aber nicht. Und darüber gesprochen wird danach auch nicht. Nur mit den Freundinnen (bzw. Freunden) kann man sich noch Jahre später die Bilder ansehen und sich denken „Früher war alles besser…“.
Auch einige Zeitungen haben schon über den heutigen Junggesellenabschied berichtet:
Süddeutsche Zeitung: “Junggesellinnenabschiede – Striptease, Schnaps und Stretchlimo“
Badische Zeitung: “Junggesellenabschied: Verliebt, verlobt, versoffen“